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BarockBar

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Am 19. Juli um 19 Uhr ging BarockBar online live mit dem Erstlingsprogramm "One night with Barbara", welches seine ersten Erfolge Anfangs Jahr feierte, ehe die Corona-Krise weitere Veranstaltungen ausbremste (siehe unten). Dank dem grossartigen Serienplausch-Team konnten Sebastian Bausch und ich nun mit unserem Programm Online gehen. Statt Gespräche am Tisch gab es Austausch im Live-Chat und für Wein sorgte jeder selbst bei sich zu Hause. So konnte Barbaras Geist im digitalen Zeitalter auferstehen! 

Ein Teil des Erlöses wurde dem Frauenhaus Bern gespendet, denn Barbara Strozzis Geschichte zeigt nicht nur, dass Frauen seit eh und je Unterdrückung erfahren, sie zeigt auch, dass es seit eh und je brillante, kraftvolle Frauen gibt, die sich gegen diese Unterdrückung auflehnen können. Dieser Inspiration zu Ehren soll Frauen von heute geholfen werden, in ihre Kraft zu kommen.

"One night with Barbara" - so waren die Konzerte:

Nach wochenlangem Proben, Vorbereiten, Texten und Fiebern ging die Premiere von BarockBar Ende Januar endlich über die Bühne, und es war noch viel schöner als wir es uns hätten vorstellen können! An beiden Events war die Bar rappelvoll, insgesamt waren wohl gut 150 Leute an den Konzerten. Es wurden neue Bekanntschaften geschlossen, gelacht, geredet, gegessen und getrunken und natürlich zugehört. Es war eine festliche Gemeinschaft, geeint durch die Geschichte und Musik der inspirierenden Barbara Strozzi.

Das Programm war ein stetig abwechselnder Mix aus Musik, Erzählung und persönlichen Gesprächen mit dem Publikum an den Tischen. Wir brachten nebst Barbara Strozzis gefühlvollen Arien auch Claudio Monteverdis Scherzi musicali zur Aufführung, die im Kontrast eher tänzerisch anmuten, der Strozzi in Sachen Text, Drama und Ausdruck aber in nichts nachstehen. Ich erzählte - der moderierenden Funktion Strozzis in ihren Academie nachempfindend - von dem ungewöhnlichen Leben das sie als unabhängige Frau in einer patriarchalischen Welt führte. Dies regte wiederum zu Diskussionen an, die wir persönlich an den Tischen betreuten. Durch so einen ambivalenten Abend zu navigieren brachte auch Herausforderungen mit sich, doch das Leben, das dafür durch das Konzert pulsierte, war es allemal wert.

Das sagt das Publikum:

"Berührend, wie Menschen im 21. Jahrhundert zusammenkommen, reden und trinken und sich zusammen die Geschichte und die Lieder einer Komponistin anhören, die vor 400 Jahren lebte. Durch die seltene Aufführung dieser Musik und die erschaffene Intimität hat man sich als Publikum wirklich glücklich geschätzt."

"Ein sehr interessantes, wunderschönes Programm, enorm gekonnt gesungen. Brava!!!"

"Du hast eine mega coole Geschichte erzählt mit schauspielerischen, gesanglichen und geschichtlichen Elementen und das in einem sehr intimen Setting. In eine Oper würde ich nie gehen, aber so ein Abend ist was Spezielles."

"Es war umwerfend toll! Bitte mehr davon!"

"Ich habe diese Strozzi-Musik noch nie so lebendig gehört, so beiläufig, wie improvisiert. Du hast diese Frau den Leuten nahegebracht, man hat gemerkt, da ist einfach 150% Herzblut drin. Es war wirklich ein sozialer Event und ich habe es so genossen, diese tollen Menschen kennenzulernen. Du hast eine grossartige Academia veranstaltet. Grosses Kompliment. Und wie geil, hat dein Projekt einfach beim ersten Versuch eingeschlagen. Nimm es als Ermutigung, mach unbedingt weiter."

"Du und Sebastian wart wirklich so toll! Wirklich:     "

"Isch soo schön gsy, froi mi au uf wieteri."

So geht's weiter:
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Die beiden Events am 25. Januar im Café SIMPEL am Eigerplatz und am 22. Januar im Kulturcafé Baden haben gezeigt, dass BarockBar als Konzept funktioniert und pflegeleicht ist. Wo das Cembalo hingestellt werden kann, kann BarockBar stattfinden.

 

Leider ist es in der aktuellen Covid-19-Krise nicht möglich, das ursprüngliche Setting durchzuführen, weswegen geplante Events auch bis auf weiteres ausfallen mussten. Allerdings zeigt die Krise uns auch, wie sehr wir Nähe brauchen, das Gefühl einer Gemeinschaft und Kontakt. Sich in solchen Zeiten Musik hinzugeben, könnte die schönste Revolution überhaupt sein. Musik kann Nähe und Gemeinschaft auch ohne körperlichen Kontakt erschaffen, das gemeinsame Zuhören eint uns und kreiert Intimität unter Fremden. 

Würdet ihr "One night with Barbara" gerne live erleben, im digitalen Raum oder draussen als Freiluft-Erlebnis? Habt ihr eine Idee, wo oder in welchem Rahmen so ein Konzert stattfinden könnte oder wollt ihr uns unterstützen? Dann kontaktiert mich sehr gerne hier.

Wir halten euch auch auf dem Laufenden, was weitere Entwicklungen in diese Richtung angeht.

Fest steht eines: Früher oder später, in welchem Rahmen auch immer werden wir wieder zu erleben sein.

Über die Musiker:

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Nicole Wacker (Sopran) studiert seit 2015 an der Hochschule der Künste Bern bei Prof. Christian Hilz, wo sie 2018 den Bachelor mit Bestnote abschloss. Derzeit erwirbt sie den Master of Performance ebenda. Sie ist mehrfache Preisträgerin der Austria Barock Akademie, was sie für Konzerte ans ORF Radiokulturhaus Wien, die Schwetzinger Winterfestspiele und zum Queen Christina Project nach Stockholm führte. Sie ist ebenfalls Preisträgerin der Kharkiv Assemblies Competition, der Friedl Wald Stiftung und der Opernfestspiele Munot, wo sie im Sommer 2020 als Königin der Nacht in Mozarts "Zauberflöte" zu erleben sein wird.

 

Sebastian Bausch (Cembalo) erhielt seinen ersten Orgelunterricht an der Benediktiner-Abtei Neresheim und spezialisierte sich bei Robert Hill an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau früh auf historische Tasteninstrumente. An der Schola Cantorum Basiliensis studierte er Cembalo, Orgel und Fortepiano bei Jörg-Andreas Bötticher, Wolfgang Zerer und Edoardo Torbianelli, in Freiburg zusätzlich Klavier bei Christoph Sischka. Seit 2012 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule der Künste Bern, wo er im Rahmen des Forschungsprojekts „…die Idee des Componisten ins Leben zu rufen“ an einer Dissertation zur musikalischen Interpretationspraxis im Klavierspiel des späten 19. Jahrhunderts arbeitet. Im August 2018 trat er die Stelle als Hauptorganist an den drei Pfarreien der katholischen Seelsorgeeinheit Zentrum in St. Gallen an und unterrichtet seitdem auch als Dozent an der diözesanen Kirchenmusikschule St. Gallen.

Über BarockBar:

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BarockBar ist ein musikvermittlerisches Konzept, das von Nicole Wacker entwickelt wurde. Ihr Ziel ist es dabei, ein breit gefächertes Publikum mit Continuo-Arien des Barockzeitalters zu erreichen, indem sie den Rahmen eines klassischen Konzertes mit der isolierenden Bühne verlässt und sich in das Setting einer Bar begibt. Denn in den sogenannten Academie des 16. Jahrhunderts hat diese gefühlvolle Musik ihren Ursprung. Da wo die Denker der Zeit zusammensassen, diskutierten und tranken, ihre Sehnsucht nach rezitierendem, textorientiertem Gesang kundtaten und von den Komponisten in der Runde erhört wurden.

 

Eine von ihnen ist Barbara Strozzi (siehe Bild links), venezianische Komponistin des 17. Jahrhunderts. Sie steht im Zentrum des BarockBar-Konzepts - um sie hat sich die Idee entwickelt. Strozzi hat ihre eigenen Kompositionen zur Unterhaltung der Geschäftspartner ihres Vaters vorgetragen und sich dabei selbst auf dem Cembalo begleitet. Ihre Arbeit war so erfolgreich, dass sie noch zu Lebzeiten gedruckt und veröffentlicht wurde, was den Männern des Metiers missfiel. Strozzi blieb zeitlebens unverheiratet und zog ihre Kinder alleine gross.

 

In ihrer Aufführungspraxis bewegte sie sich ebenfalls nicht in einem typisch konzertanten Rahmen: Sie war Unterhalterin, Gastgeberin und Musikerin. Ihre Arien, meist sehr intim nur mit Singstimme und Cembalo (oder Laute) besetzt, sind expressiv und mutig. Oftmals sind die Harmonien so gewagt, dass man kaum glauben kann, dass diese Musik aus dem vermeintlich steifen Barockzeitalter stammen soll. Es ist fast, als würden die vielen Restriktionen, die engen Korsette, die strengen Manierismen und Regeln lediglich dazu führen, dass die Leidenschaft dieser Epoche auf engstem Raum zusammengepfercht umso intensiver wird. Auf einmal wird ein Augenaufschlag zu einer Liebeserklärung, eine Geste zu einer fundamentalen Beleidigung. 

BarockBar soll ein musikalisches Erlebnis kreieren, bei dem durch Nähe Wärme generiert, Wein getrunken und der hemmungslosen, lustvollen Emotionalität gefrönt wird. Die Grenzen zwischen Musiker und Publikum, Bekannten und Unbekannten sollen aufgelöst werden. Und zu guter Letzt soll es zeigen: Barocke Musik ist keine ferne, hohe Kunst für die man eine elitäre Ausbildung genossen haben muss, um ihr etwas abzugewinnen. Die Inhalte dieser Musik sind zeitlos und werden doch nie alt: Eifersucht, Angst, Sehnsucht, Liebe.

Hier gibt's noch einen tollen Artikel aus der Aargauer Zeitung zu lesen! Einfach links klicken.

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